Ortsnamen der Gemeinde

 

Die Orts- und Weilernamen der Gemeinde Günzach

Zusammengestellt vom Hauptlehrer der Volksschule Günzach, Herrn Otto Dellner, welcher sich sehr für die Geschichte der Gemeinde engagierte.
Er unterrichtete von 1948 bis 1959 in Günzach.

Vorbemerkungen:
Das Gebiet der Gemeinde Immenthal gehörte in ältester Zeit zum Illergau. Im Jahre 1213 übertrug Friedrich der Zweite von Hohenstaufen dem Fürststift Kempten landesherrliche Befugnisse. Das Pflegeamt Liebenthann übte die Verwaltung aus. Im Jahr 1808 wurde die Gemeinde Immenthal aus den Hauptmannschaften Mittelberg, Staig und Immenthal gebildet.

Im 16. Jahrhundert ging vom stiftskemptischen Gebiet eine Flurbereinigung aus, die zahlreiche Ausbauernsiedlungen zum Gefolge hatte. Diese Flurbereinigung wird als "Vereinödung" bezeichnet. Die neuen Einzelsiedlungen nehmen überwiegend den Hausnamen des ursprünglichen im Dorf gelegenen Hofes mit. Häufig wurden sie auch nach dem Gründer benannt. Der Drang "hinauszubauen" ist erst in den letzten Jahrzehnten wegen der Kosten für Wasser-, Licht- und Kraftstromzuleitung zum Stillstand gekommen. Durch die Flurbereinigung 1781 entstanden die Einöden Hirn, Schuster, Gretler, Grünten, Schiebel, 1798: Ohneberg, Ziegler, Dillian, Stähle, Marxer ...

Alte Geschlechter: Maier, Sellthürn seit 1643, Höbel, Autenried seit 1646

Albrechts: Das erste Mal genannt 1353 als "Albrechts-Ried" = Ried des Siedlers Albrecht. "Ried" = gerodeter, waldfreier Platz

1357 und 1408 ist es als "Aulbrechtz" eingetragen. Es gehörte im Mittelalter zur Grundherrschaft von Rotenstein, seit 1523 zum Kloster Kempten. 1640 zählt es 3 Güter, 1714 werden 8 Bauern und 3 Söldner erwähnt, Vereinödung (Flurbereinigung) im Jahre 1804 (Ausbauer Fleschutz), 1809 zählt es 11 Wohnhäuser.

Die Kapelle wurde 1850 erbaut, das Altarbild stammt aus der früheren Schlosskapelle in Günzach. Alte Lärche (Naturschutz).

Allgay: 1433 heißt es "Zur Buch", auch noch 1593, es erscheint aber schon der Flurname "Allgaw". Im Jahre 1553 wird ein "Hans Zick zum Algew in der Gunzburger Pfarr" erwähnt. Der ältere Name ist also "Zum Buche". Der heutige Name stammt von dem Bebauer, der aus dem "Allgäu" stammte, womit zur damaligen Zeit nur das Gebiet der oberen Iller (Alp-Gau) um Oberstdorf gemeint war.

Autenried: = Rodung des Uoto, 1271 Utenried, 1357 Autenried, Bestandteil der Herrschaft Kipfenberg, mit der Autenried 1353 zum Kloster Kempten geschlagen wurde. 1935 wurde auf dem Grundstück des Bauern Egger die Anlage eines römischen Hauses ausgegraben.

1526 zählt das Kloster Kempten in Autenried 5 Untertanen, 1714 werden 4 Bauern erwähnt, Vereinödung 1804. Die Kapelle aus dem 16. Jh. Stand rechts vom Wege nach Albrechts, die heutige Kapelle wurde 1856 von dem Bauern Höbel erbaut. Das Altarbild stammt von dem Kunstmaler Kaspar (Obergünzburg).

Mittelberg: (der mittlere Berg), wahrscheinlich gab das seit dem 12. Jhd. bekannte Rittergeschlecht "von Mittelberg" (bei Oy) dem Ort den Namen. 1394 bezieht das Kloster Kempten den Zehent (= zehnten Teil) aus einer "Hube" (= Hof) zu Mittelberg. Mittelberg ist der Sitz einer Hauptmannschaft bis 1808. An der Flurbereinigung (Vereinödung) im Jahre 1798 nehmen 42 Bauern teil. (Vermutlich sind das alle Bauern der Hauptmannschaft Mittelberg, nicht nur die des Ortes.)

1809 werden 10 Wohnhäuser gezählt. An der Stelle, wo die heutige Schlosskapelle steht, soll früher eine Ritterburg gestanden sein. In der Kapelle befindet sich ein wertvolles Schnitzwerk von Ivo Striegel 1508: Maria mit dem Jesuskind. Der Sage nach sei die alte Linde zur gleichen Zeit gepflanzt worden, wie die Kapelle erbaut wurde. Sagen: Filzmoosweible, Drei Fräulein vom Gillenmoos, Die holzenden Geister im Buchwald, Die Feldgeister, Die Ritterburg.

Mittelberg hatte bis 1815 eine eigene "Schule" = Unterricht in einem Bauernhaus.

Eggenbühl: = Hügel des Ecko (Name des Siedlers), 1368 werden zwei Höfe zu Ekkenbuhel als stiftkemptisches Lehen genannt. Vereinödung 1782, 6 Teilnehmer. 1809: 5 Wohnhäuser

Grünten: (Grinten): =Grind = Kopf = Berghöhe. Entstanden durch die Flurbereinigung von 1781.

Günzach: Günz = keltische Bezeichnung für kaltes fließendes Wasser

Ach = germanische Bezeichnung auf einem römischen Weihestein "GONTIA". 1730 wurde ein Bräuhaus im "Günztal" gebaut. Der Ort "Günzach" ist bereits in der Karte des Bistums Augsburg verzeichnet, die der Kunsthändler Probst aus Augsburg im Jahre 1792 dem Bischof Kurfürst Clemens Wenzeslaus widmete. Günzach gehört darin zum "CAPITEL MEMMINGEN". In der Karte des Schwäbischen Kreises von Homan aus dem Jahre 1743 ist Günzach noch nicht aufgeführt, wohl aber sind "Albrechts" und "Seltiren" eingezeichnet.

1809 zählt Günzach 3 Wohnhäuser. Bahnbau 1853 (Eröffnung)

Wappen des Fürstbischofs von Reichlin-Meldegg 1730 über dem Tor der Brauerei, Jagdschloß der Fürstäbte von Kempten kam 1801 an Bayern, 1809 an Johann Friedrich, 1855 an Familie Gabler.

Bauhof (= Gutshof) 1730 durch die Fürstäbte angelegt, 1760 in seiner heutigen Form durch den Abt Engelbert von Syrgenstein erbaut, 1781 erweitert. Schlosskapelle erbaut 1902.

Eigen Schule seit 1815, Nebenschulen in Mittelberg und Staig werden aufgelöst, Unterricht in Privathäusern (Briechle, Angerer) 1863 wurde ein Wirtschaftsgebäude (Schafwollspinnerei) des Schlosses von der Gemeinde erworben und als Schule eingerichtet (erbaut 1737), 1899 wurde das obere Stockwerk aufgebaut. 1950 wurde ein neues Schulhaus errichtet.

Alte Eiche vor Schmiede (Naturschutz), "Friedenslinde" 1871 gepflanzt (beim Gemeindehaus am Bahnhof.

Heimenhalden: = Halde des Haimo (des Siedlers), 1368 als das hintere Gut von Eggenbühl erwähnt, 1628 "Auf der Heimenhalden", 1714 zwei Güter, Vereinödung 1789

Hirnhof: 1781 bei der Flurbereinigung wurde ein "Hof auf die Hirn" gebaut. "Hirn" ist ein alter Flurname und bedeutet "in den Sumpf vorspringende Landzunge". (Althochdeutsches Wort "hur" = schlecht, mittelhochdeutsch "hor" = sumpfiger, kotiger Boden, "im hüren" = im Sumpf) hur - hüren - Hirn

Kürbsen: althochdeutsch: "gehurwe" = Sumpfgelände, mittelhochdeutsch: "gehorwe" (mhd. "hor" = schlechter, sumpfiger Boden)
"gehurwe - ghürwe - Kürwe - Kürbsen" (hor - horwes: 2. Fall)

Immenthal: Tal des Immo, 1394 wird es als Ymental, 1486 als Ymital erwähnt. Es war Sitz einer Hauptmannschaft im Pflegeamt Liebenthann. 1808 wurden die Hauptmannschaften Mittelberg, Staig und Immenthal zur Gemeinde Immenthal zusammengeschlossen. 1526 zählte der Ort 22 Haushaltungen, 1714, 27 Häuser. An der Flurbereinigung (Vereinödung) nahmen 37 Bauern teil (1801), 1809 wurden 27 Häuser gezählt. Die Kapelle wurde um 1450 erbaut, 1668 erweitert, enthält 5 Bilder von Kaspar. Die Kirche in Immenthal soll nach alten Chroniken die älteste christliche Kirche in der ganzen Gegend sein und in der Bekehrungszeit, wo heute die Kapelle steht, errichtet worden seine. Im Talgrund "Brand" bestand anscheinend eine heidnische (germanische) Kultstätte (ein heiliger Buchenhain: wird noch 1394 als "das Buch ob Ymmental" erwähnt). Die Missionare verbrannten die Kultstätte. Die germanische Gottheit wurde von den Missionaren als Teufel (= Pudel mit glühenden Augen) verflucht (Sage!). Diese Überlieferung lässt noch eine andere Deutung des Namens "Ymital" zu: "Yrmen" oder "Irmin" hieß bei den Germanen der "Allmächtige", die Gottheit. "Ymental" wäre demnach "Kultstätte" = Gottesdienststätte. "Gschleif" = abgerutschter Boden: 1645-1734 als abgegangenes Bad genannt, war stiftskemptisch.

Mindelhof: 1781 erbaut. Das Geschlecht der "Mindel" wanderte um 1640 aus Hohenems in Vorarlberg nach Ebersbach ein. "Mindila" = vordeutsches Wort = "die (der) Klare"

Ohneberg: 1798 durch Flurbereinigung entstanden. Alter Flurname "Maneberg" = Berg des "(Adal)man" - Aneberg - Ohneberg. (auch Familienname)

Rohr: = schilfiges, rohriges, sumpfiges Gelände. 1394 wird ein stiftskemptisches Gut "im Ror", 1433 eine Mühle "im Rore" (= Schobermühle) genannt. 1714 vier Bauerngüter, 1809 vier Wohnhäuser.

Wahrscheinlich stammt das Kemptner Bürgergeschlecht aus dem Rohr - "Rohrer".

Naturschutz: Eiche und Esche mit Feldkreuz bei Mühle Wintergerst.

Rudwarz: = Ruodwarts Berg (Berg des Ruodwart), 1433 als "Rutwarts Berg" im bürgerlich-kemptischen Besitz, 1640 drei Anwesen, 1809 drei Wohnhäuser, Flurbereinigung 1822

Schobermühle: Der Eigentümer heißt 1526 Konrad Schober. 1394 bezieht das Kloster Kempten eine "Gült" von der " Händlismulin", 1433 wird die "Mühle im Rore" genannt, 1545 "Henglismüli im Ror". Der Familienname "Hanilo" - Hänilo - Hensele.

Schöllhorn: Familienname Schöllhorn und Schellhorn. 1433 wird der Besitz (bürgerlich-kemptisch) "Zum Häberlins", 1454 "Häberlings", 1514 Schellhoren, 1593 Schelhorns genannt. Heberle war der frühere Besitzer. Das Kloster Kempten erwarb 1661 die anderen beiden Güter im Weiler. 1809 werden drei Wohnhäuser gezählt, Flurbereinigung 1812.

Schotten: Benannt nach dem Familienname "Schott". 1357 wird ein Hof zum "Schotten", 1527 das Holz "Schot", 1537 ein Bad erwähnt.

Grettler: Korbmacher, 1781 entstanden

Schübel: 1781 entstanden, benannt nach dem Erbauer Sebastian Schibl (bis 1820), später Stockebaur.

Schuster: 1781 entstanden, auf älteren Karten "Schuster", auf neueren "Brander"

Sellthürn: Verschiedene Forscher haben versucht, den Namen aus dem Lateinischen zu deuten, "Soladurum" = einzeln stehender Wachturm. 1714 wurden auch tatsächlich hier römische Münzen gefunden, weil die alte Römerstraße Obergünzburg - Kempten hier durchführte. Der "Burgstall" (Burganlage) deutet auf einen karolingischen Königshof hin. Da der Flurname "in der Selthier" in Schwaben häufiger auftritt, haben neuere Untersuchungen die Namensdeutung aus dem Lateinischen nicht bestätigt.

1451 wird es als Seltdürren, 1454 Selbtürren, 1466 Selbtüren, 1526 Selthüren, 1598 Seltthürn in den Urkunden genannt. Das lässt auf den Flurnamen "Selbdürren" schließen. Es ist ein Gelände, in dem Bäume von selbst dürr wurden, zum Unterschied vom "Gschwend", in dem die Bäume durch Abrinden zum "Schwinden", zum Vertrocknen gebracht wurden.

Flurbereinigung 1781 - 1802, 1809 11 Wohnhäuser. Magnuskapelle lässt auf sehr hohes Alter der Siedlung schließen.

Staig: = ansteigender Weg, 1433 bürgerlich-kemptischer Besitz "zur Staige", 1714 je ein stiftkemptisches und ein hochstiftisches Freizinsergut. Sitz einer Hauptmannschaft der Pflege Liebenthann, Vereinödung 1797 (18 Teilnehmer), 1808 an die Gemeinde Immenthal angeschlossen, 1809 7 Wohnhäuser.

Stockach: = Rodung, bei der viele Baumstöcke noch im Boden blieben.
1357 heißt ein Gut "zum Stockas", 1357 Stockach, 1394 Stockachs
1353 kam das Gut an die Herrschaft Kipfenberg, 1406 an das Kloster Kempten, 1809 ein Wohnhaus.

Thal: 1347 werden Häuser im "Tal" = Günztal erwähnt: Hof und Mühle sind 1347 kemptisches Lehen, 1714 acht Haushaltungen. Flurbereinigung schon 1616. 1809: 6 Wohnhäuser. 1743 gehört Günzach noch zur Ortschaft Thal.

Upratsberg: = Uotberths Berg. 1394 besitzt das Kloster Kempten zu "Uprechtsberg" vier Drittel und eine Halbhube, 1547 zum Rutpratsberg, 1640 Ruopersperg, 1714: 6 Haushaltungen, Vereinödung 1798 (5 Teilnehmer), 1809: 6 Wohnhäuser

Flurnamen: Bachtel (Bachtal), Brand (Waldbrand), Buch (Buchenwald), Tobel (Bachtal), Eschenloh (Eschengehölz), Ried (Rodung oder Moor)
Kacker (= Gehag = Ghager = umgehegtes, gerodetes Grundstück)

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